Quidditch-Team „Münchner Wolpertinger“

Vollkontakt und vier Bälle

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Das Quidditch-Team Münchner Wolpertinger (in gelb) beim European Quidditch Cup 2022 in Limerick, Irland.

Quidditch ist der Sport der Zauberer aus dem Harry-Potter-Universum. Gespielt wird er aber auch in der echten Welt und ist mittlerweile mehr als nur ein Nischenhobby für Fans. Auch LMU-Studierende sind im Verein „Münchner Wolpertinger“ aktiv. 

Wenn es nach den Harry-Potter- Büchern geht, wird Quidditch auf fliegenden Besen gespielt. Bei den Münchner Wolpertingern geht es hingegen geerdeter zu. Sie befinden sich aber auch nicht an der Zauberschule Hogwarts, sondern beim Post-Sportverein in Moosach. Die ersten Spieltage der Bayernliga sind trotzdem nichts für zarte Gemüter: Selbst bei minus 3 Grad und starkem Schneefall spielen die Wolpertinger im Freien. Auch die Studentinnen Mara, Constanze und Dascha trotzen den widrigen Bedingungen. 

„Quidditch hat seine Ursprünge in der Welt von Harry Potter und wurde 2004 in den USA aus der Buchvorlage adaptiert“, erklärt Mara. „Seitdem hat es sich aber zu einem relativ professionellen Sport mit vielen Ligen, Vereinen und sogar Europa- und Weltmeisterschaften entwickelt, der nur noch wenig mit den Büchern zu tun hat.“ Die Studentin spielt seit vier Jahren bei den Wolpertingern und engagiert sich als Trainerin für das Jugendteam des Vereins. 

Quidditch für Dummies

Wenn die Augsburg Owls, die Three River Dragons Passau oder die Eichstätt Blizzards um die Teilnahme an der Deutschen Quidditch-Meisterschaft ringen, steht Mara selbst als Spielerin für die Münchner Wolpertinger auf dem Spielfeld. Während das Publikum unruhig versucht, sich warm zu halten, scheinen die eisigen Temperaturen den Spielenden nichts auszumachen. „Bei der Bewegung wird uns schon warm. Die Kälte macht es nur schwierig, den Ball zu fangen“, so Mara. 

Auf den ersten Blick kann das Treiben auf dem Feld verwirrend wirken. Nicht nur, weil vier Bälle gleichzeitig über das Spielfeld zischen, sondern auch, weil Quidditch Elemente von Handball, Rugby und Völkerball kombiniert: Punkte erzielen die Teams, indem die sogenannten Chaser den Hauptspielball, Quaffel im Fachjargon, durch die gegnerischen Torringe werfen. 

Parallel dazu versuchen Beater, zu denen auch Mara gehört, die gegnerischen Chaser mit speziellen Bällen, den Bludgern, abzuwerfen und so für kurze Zeit aus dem Spiel zu nehmen. 

Mehr als nur Sport

Eine der Chaserinnen, die im ersten Spiel des Tages gegen das Team aus Augsburg auf dem Feld steht, ist Constanze. Die 23-Jährige studiert Deutsch als Fremdsprache im Master an der LMU, spielt seit einem halben Jahr Quidditch und ist über ihren Freund dazu gekommen. „Ich bin mit ihm zu einem Turnier nach Irland gefahren. Das hat mich für den Sport begeistert und ich habe mich entschlossen, selbst anzufangen“, erinnert sie sich. 

Gegründet 2015, hat sich der Verein zu einem der größten und erfolgreichsten in Deutschland entwickelt und mittlerweile genug Mitglieder für drei Teams: zwei für Erwachsene, eins für die Jugend. Selbst die Corona-Lockdowns haben die Wolpertinger gut überstanden. „Das liegt natürlich am Standort München, aber bestimmt auch daran, dass wir eine tolle Gemeinschaft im Verein haben, wo jeder mitmachen kann, selbst wenn man noch nicht so viel Erfahrung mit Ballsport hat“, erzählt Constanze. Damit immer wieder neue Mitglieder dazukommen, stellen sich die Wolpertinger unter anderem bei Einführungsveranstaltungen von Studiengängen vor. 

So hat 2019 auch LMU-Medieninformatik-Studentin Dascha von Quidditch erfahren. Weil sie kurz vor der Abgabe ihrer Masterarbeit steht, unterstützt sie ihr Team zum Saisonbeginn vorerst nur vom Spielfeldrand. Das macht ihr allerdings nichts aus, denn Quidditch ist für sie und die anderen Vereinsmitglieder mehr als nur körperliche Ertüchtigung. „Wir treffen uns regelmäßig zu Socials und machen Sachen außerhalb des Trainings“, erzählt Dascha. „Ich komme ursprünglich aus Russland, kenne aber mittlerweile Leute aus ganz Deutschland und habe Freunde bis nach Berlin.“

Quadball statt Quidditch

Dass Quidditch ein internationales Phänomen ist, zeigt nicht nur, dass auf und neben dem Spielfeld in Moosach hauptsächlich Englisch gesprochen wird. Mittlerweile gibt es weltweit rund 600 Teams aus 40 Ländern. Mit dem starken Wachstum hat sich der Sport verändert und professionalisiert. Dabei entfernt er sich immer weiter von der Romanvorlage: Zaubererumhänge sind Sport-Trikots gewichen und der Besen wurde zu einer PVC-Stange, die Spieler während des Spiels mit einer Hand zwischen den Beinen halten müssen.

Es bahnt sich eine weitere Änderung an: Quidditch könnte bald nicht mehr Quidditch sein. Jüngst benannte sich der Internationale Quidditch-Verband in „International Quadball Association“ um. Das hat vor allem zwei Gründe: Einerseits könnte es künftig Probleme mit den Markenrechten geben, andererseits steht die Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling in der Kritik: „Rowling äußert sich immer wieder transfeindlich und unterstützt offen transfeindliche Organisationen. Wir sind ein inklusiver Sport, der allen Menschen offensteht, komplett unabhängig vom Geschlecht“, so Mara. „Aus diesem Grund distanzieren wir uns klar von Rowling und ihren Aussagen.“

Deswegen möchten die Münchner Wolpertinger besonders auch Nicht-Harry-Potter-Fans ermutigen, Quidditch – oder Quadball – auszuprobieren. „Einen so abwechslungsreichen Vollkontaktsport wie Quidditch, bei dem alle Geschlechter gemeinsam spielen können, gibt es kein zweites Mal“, schwärmt Mara. Eine gute Gelegenheit: Zum kommenden Sommersemester gibt es erst­malig einen Quidditch-Kurs beim Zentralen Hochschulsport – dann auch ganz ohne Schneegestöber.

>  ps

 > Quidditch beim PSV München: https://www.psv-muenchen.de/de/sportarten/quidditch/Quidditch/

 > Wolpertinger bei Instagram: https://www.instagram.com/munichquadball/

 > Wolpertinger bei Facebook: https://www.facebook.com/quidditchmunich/

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