Kostenlose IT-Kurse für Schülerinnen

Coding von Frauen für Frauen

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Das Starcode-Team bei einem Workshop-Wochenende in den Bergen

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Unternehmen suchen dringend IT-Expertinnen. Doch Frauen sind in der Tech-Branche noch immer eine Ausnahme. Die LMU-Informatikstudentin Nina Mandl und ihr Starcode-Team wollen jungen Schülerinnen zeigen, wie viel Spaß Programmieren machen kann – und bieten interessierten Mädchen kostenlose Kurse, Workshops und Online-Seminare an. Dafür gab es im Juni eine Urkunde von Bundeskanzler Olaf Scholz.

Die Informationstechnik ist auch im Jahr 2023 noch eine Männerdomäne. Weniger als 25 Prozent der ITler sind weiblich. Dasselbe gilt für die Frauenquote in diesem Bereich in Hörsälen. Dabei könnten wir ohne Software-Pionierinnen wie die US-Amerikanerin Radia Perlman heute nicht problemlos Daten durchs Internet oder in die Cloud schicken. 

Die LMU-Medieninformatikstudentin Nina Mandl wollte das Feld nicht länger nur den Männern überlassen. „Das Thema ist mir eine echte Herzensangelegenheit“, sagt die 23-Jährige. Gemeinsam mit Friedrich Wicke, Schulfreunden und anderen Studierenden gründete sie im Januar 2022 den gemeinnützigen Verein Starcode e.V. und baut seitdem die Münchner Lokalgruppe auf.  Die Mission: Eine größere Genderdiversität im IT-Sektor. Mandl hat nach dem Abitur selber Programmieren lange nicht als Berufs­option auf dem Schirm gehabt. Erst als auch der gefühlt hundertste Studien­orientierungstest ihr Informatik empfahl, begann sie, darüber nachzudenken. Sie ist überzeugt: „Wenn ich schon in der Schule mit dem Thema in Berührung gekommen wäre, wäre das viel früher eine Möglichkeit für mich gewesen.“ Davor hatte sie durch Filme eine völlig falsche Vorstellung des Berufsbilds. Beispielsweise, dass man den ganzen Tag nur programmieren würde. Für mehr Diversität in der IT-Branche braucht es Role Models. Daher möchten Mandl und das Starcode-Team junge Frauen in der Schule für das Thema begeistern. Seit diesem Frühjahr gehen sie aus diesem Grund einmal die Woche jeweils zu zweit ehrenamtlich in Münchner Schulen, um am Nachmittag kostenlose IT-Workshops für Schülerinnen zwischen der 7. und 9. Klasse anzubieten – natürlich freiwillig. Da Informatik inzwischen auf dem Lehrplan steht, können sie an den aktuellen Unterrichtsstoff anknüpfen. „Dadurch erreichen wir Schülerinnen aus den verschiedensten Elternhäusern – auch die, die sich bisher gar nicht für das Thema interessiert haben.“

In kurzer Zeit zum eigenen Chatbot

Das Ziel von Starcode ist im Vergleich zu anderen Projekten nicht, die besten Programmiererinnen heranzuzüchten. Vorständin Julia Moncayo von Hase und den anderen Mitgliedern geht es darum, den Spaß an der IT zu wecken. Dazu bauen sie mit den Schülerinnen zum Beispiel personalisierte Chatbots oder kreieren eigene Webseiten. „Die Jugendlichen sind regelmäßig begeistert, wenn sie sehen, wie sie in kurzer Zeit selber etwas programmieren können.“ Schnelle Erfolge erhöhen die Motivation. Deswegen wird auch versucht, die Theorie so kurz wie möglich zu halten. Aktuell macht sie laut Mandl maximal ein Drittel der Zeit in den Doppelstunden aus. 

Obwohl die Kurse für Schülerinnen und Lehrkräfte eine Win-win-Situation sind, ist es schwierig, Schulen auf die Kurse aufmerksam zu machen. „Wenn wir die Chance haben, von unserem Projekt zu erzählen, sind immer alle begeistert“, berichtet Mandl. Aber bis dahin sei es oft ein steiniger Weg. Nachrichten würden oft nicht beantwortet, Telefon­anfragen abgewimmelt, persönliche Besuche in den Schulen oft als Eindringen in den geschützten Raum Schule empfunden. Mandl hat zwar Verständnis, wenn Bildungseinrichtungen am Anfang skeptisch sind. „Aber mit den Schulen, mit denen wir in München und Berlin zusammenarbeiten, läuft alles super und unkompliziert.“ Mandl appelliert daher an Lehrkräfte und Eltern, sich proaktiv bei Starcode zu melden. Aktuell gibt es Schulkooperationen in München, Berlin und Zürich. Zusätzlich werden zum Beispiel Programmierkurse an den Universitäten in Augsburg, Zürich und Wien angeboten. Wer Interesse hat, in seiner Stadt einen Ableger zu gründen, kann sich jederzeit an das Team wenden. Dasselbe gilt für Menschen, die Lust haben, einen der regelmäßigen Onlinekurse zu halten oder in einem der bestehenden Teams mitzuwirken. Engagieren können sich auch Männer und Personen, die keine ITler sind. Im Münchner Team sind zum Beispiel eine Medizinstudentin und eine VWL-Studentin.

Zukünftig will Starcode auch Kooperationen mit IT-Unternehmen aufbauen, um Mädchen in höheren Klassenstufen zu erreichen. In München läuft bereits eine Zusammenarbeit mit einem IT-Unternehmen, das mehr Frauen für das Thema gewinnen möchte. Zusätzlich engagiert sich Starcode regelmäßig an Aktionstagen wie dem Girls’ Day. Geplant sind auch eigene Veranstaltungen, ähnlich dem Female Future Force Day, um junge Mädchen vor ihrer Berufsentscheidung entsprechend zu inspirieren. Die Arbeit von Starcode wurde dieses Jahr vom Verein startsocial, der jedes Jahr soziale und ehrenamtliche Projekte auszeichnet, zu den bundesweit 25 besten Ideen gewählt. Im Juni erhielten die Mitglieder eine Urkunde von Bundeskanzler Olaf Scholz.

Viel Aufwand für die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder, die sich alle zusätzlich zu ihrem regulären Studium und ihren Nebenjobs um die Nachmittagskurse, Wochenendworkshops, Online-Seminare und Vereinsarbeit kümmern. Mandl macht zum Beispiel gerade neben ihrem Job als Werkstudentin im Bereich IT/Frontend Development den Doppelmaster in Mensch-Maschine-Interaktion und Informatik. Die Kraft dafür schöpft sie aus der positiven Resonanz. Natürlich werde nicht jede Schülerin durch den Kurs zur Informatikerin, sagt die 23-Jährige. „Für uns ist aber jedes Mädchen, das sich durch uns mit dem Thema beschäftigt, ein Erfolg“.

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Das Starcode-Team bei bei der starsocial-Bundespreisverleihung mit dem Schirmherren und Bundeskanzler Olaf Scholz

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