Kritische Energie-Infrastruktur: In der Hauptschaltleitung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion. Foto: Oliver Berg/Picture Alliance/dpa
Dieter Kranzlmüller, Professor für Informatik an der LMU und Leiter des Leibniz-Rechenzentrums: „Ein lahmgelegtes Satellitennetzwerk stört die Kommunikation mit mehr als 3.000 Windkraftanlagen in Deutschland. Ein Ransomware-Angriff auf ein schulartübergreifendes Verwaltungsprogramm trifft 75 Schulen in Bayern. Medien berichteten in den letzten Monaten regelmäßig über Cyberangriffe, Erpressungstrojaner und Sicherheitslücken. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt vor einer erhöhten Gefahr durch Cyberattacken. Die Verletzbarkeit kritischer Infrastrukturen, wie etwa der Wasserversorgung, durch Cyberangriffe beschäftigt nicht nur deren Betreiber und die Politik. Sie stellt potenziell gravierende Einschränkungen für uns alle dar, weil Cyberangriffe unser gesellschaftliches Leben extrem beeinträchtigen können. Diese Problematik wird sich weiter verschärfen. Nicht nur kritische Infrastrukturen, unser Alltag ist immer mehr bestimmt durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Damit einher geht eine höhere Komplexität dieser Infrastrukturen. Dazu tragen zum Beispiel neue, unkonventionelle Ansätze in der Informatik bei, wie etwa Quantencomputer. Die Drohkulisse hier ist, dass sich mit Quantencomputern alle bisherigen Verschlüsselungsmechanismen knacken lassen. Die amerikanische National Security Agency plant, bis 2035 alle sicherheitsrelevanten Systeme quantensicher zu machen. Fakt ist zudem, dass vernetzte Systeme immer gefährdet sind – wenn nicht durch eine technische Schwachstelle, dann durch Social Engineering. Wir müssen uns also auf mögliche Innovationen bei Cyberattacken vorbereiten. Dabei sind keinesfalls nur technische Aspekte relevant. IT-Sicherheit ist immer ein Dreigestirn aus Mensch, Prozess und Technologie.“
Lesen Sie im nächsten Heft ein ausführliches Gespräch zur Cybersicherheit.
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