Im Angesicht des Krieges: Das Europäische Parlament debattiert über die Agression Russlands gegen die Ukraine. Zugeschaltet ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj; Brüssel, März 2022. Foto: Dursun Aydemir/AA/Picture Alliance
Kiran Klaus Patel, Inhaber des Lehrstuhls für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der LMU: „Der dreißigjährige Friede, den weite Teile Europas nach dem Ende des Kalten Krieges erlebten, ist endgültig vorbei. Der Krieg in der Ukraine bildet den Moment, in dem sich schon länger abzeichnen- de Tendenzen in Bezug auf die internationale Politik radikalisieren und unübersehbar geworden sind – etwa die Rückkehr des Krieges als Mittel der Politik, eine Relativierung der Idee einer globalen Ökonomie oder der Wiederaufstieg territorial verfasster politischer Ordnungen. Eine neue Weltordnung zeichnet sich nicht ab – sehr wohl aber das Ende jener Friedensphase, in der es sich besonders Deutschland recht behaglich eingerichtet hatte.”
Christian Walter, Inhaber des Lehrstuhls für Völkerrecht und Öffentliches Recht an der LMU: „In vielen westlichen Staaten wird das Völkerrecht als Werteordnung verstanden, in der internationale Gemeinschaftswerte verankert und durchgesetzt werden sollen. Neben dem institutionellen Rahmen der Friedenssicherung durch die UN-Charta, der die Prinzipien des Gewaltverbots und der territorialen Unversehrtheit sichern soll, zählen dazu vor allem die Menschenrechte. Ihr internationaler Schutz ist in den letzten 70 Jahren stark ausgebaut worden. Eine zentrale Herausforderung wird darin liegen, negative Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die UN als Weltorganisation und auf die Durchsetzung der Menschenrechte so gering wie möglich zu halten.”
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe ein ausführliches Gespräch zur Zukunft der internationalen Ordnung.
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