Mit rund 18 Millionen Besuchern jährlich gehören die Niagarafälle zu den populärsten Touristenattraktionen der USA. Für Christof Mauch er zählt der spektakuläre Ort aber auch eine äußerst ambivalente Geschichte der Naturaneignung. Foto: Jürgen Schwenkenbecher/Picture Alliance
Narben der Natur
Wiseman ist ein Kaff mit 13 Seelen, direkt am Polarkreis, als Ortschaft also nicht unbedingt der Rede wert. Um dorthin zu gelangen, muss man ein paar hundert Kilometer auf einer Schotterpiste durch die Einsamkeit Alaskas fahren. Und trotzdem beginnt Christof Mauch genau dort seinen USA-Kulturführer der anderen Art: Acht exemplarische Orte und ihre Umgebung hat der Amerikanist und Umwelthistoriker besucht und untersucht, als Reisender und Forschen- der. Er möchte dabei das Verhältnis der Amerikaner zu Natur und Umwelt und deren Geschichte klären, das gleichzeitig so innig und so ausbeuterisch, so mentalitätsprägend und so ambivalent ist. „Die Narben in der amerikanischen Natur zeigen, dass sich hinter spektakulären Fassaden oft düstere Geschichten verbergen“, schreibt Mauch. So sei „eine der populärsten Touristenattraktionen (die Niagarafälle) aufs Engste mit dem berüchtigtsten Giftmüllskandal der US-Geschichte (Love Canal) verknüpft“. Mauch erzählt zum Beispiel auch von Malibu und anderen Küstenorten Südkaliforniens, die uns paradiesisch erscheinen, aber immer wieder zum Schauplatz großer Naturkatastrophen wie verheerenden Waldbränden werden.
Und Wiseman? Der Ort und seine Geschichte erzählen von der Ausbeutung von Naturressourcen wie Gold und Öl, aber auch vom Schutz der arktischen Wildnis. Mauch interessiert dieses Nebeneinander von Bewahren und Zerstören, von Wunsch und rauer Wirklichkeit, von Fortschritt und Desaster. „Die Geschichte von Amerikas Natur fördert grandiose Hoffnungen zutage und tiefe Enttäuschungen. Auch das Paradies hat seinen Blues.“ (math)
Christof Mauch: Paradise Blues. Reisen in die Natur und die Geschichte der USA. dtv, München 2022, 368 Seiten, 27 Euro
Ein Stein, drei Inschriften
Wer das British Museum in London betritt, kommt am Rosettastein nicht vorbei, er ist eines der Prunkstücke der Sammlung. Die dreisprachige Inschrift gilt auch als Schlüssel zur Entzifferung der altägyptischen Hieroglyphenschrift. Der Ägyptologe Friedhelm Hoffmann (LMU) und der Althistoriker Stefan Pfeiffer (Universität Halle) liefern nicht nur erstmals eine vollständige deutsche Übersetzung der drei Textfassungen, sondern auch eine vollständige Rekonstruktion des Steins. Sie erklären den Inhalt der religionspolitischen Inschriften und erzählen die Geschichte ihrer Entdeckung. (math)
Friedhelm Hoffmann, Stefan Pfeiffer: Der Stein von Rosetta. Reclam, Stuttgart 2021, 200 Seiten, 7 Euro
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