Zermürbender Streit, heftige Konflikte: Wenn die Partnerschaft in der Krise steckt, sind Leid und Unsicherheit groß. Familien mit Kindern haben im Trennungsfall besonders viele Fragen. Die wichtigsten Informationen aus allen Fachgebieten bündelt die Onlineplattform STARK. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder finden hier Unterstützung.
Wenn eine Partnerschaft in die Krise gerät, sind viele Fragen offen. Soll man den Versuch unternehmen, zusammenzubleiben? Oder endgültig auseinandergehen? Welche rechtlichen und finanziellen Konsequenzen hat eine Trennung? Wie begrenzt man den seelischen Schaden? Und was ist eigentlich für die eigenen Kinder das Beste: das Residenzmodell, in dem sie hauptsächlich bei einem Elternteil bleiben? Das Wechselmodell, in dem sie zwischen den Elternteilen hin und her pendeln? Oder das Nestmodell, also ein stabiler Ort, an dem die Eltern abwechselnd mit den Kindern zusammenleben?
Hilfreich ist in einer solchen Situation eine gute, umfassende Beratung. Aber die Beratungsstellen sind mehr denn je überlastet, Termine auf Wochen ausgebucht. Eine erste Anlaufstelle für Paare in der Krise, aber auch für betroffene Kinder und Jugendliche bietet die Onlinehilfeplattform STARK – ein kostenfreies, umfassendes, wissenschaftlich fundiertes Unterstützungsangebot, initiiert von Sabine Walper, Professorin an der LMU und Direktorin des Deutschen Jugendinstituts. Das Akronym STARK steht für „Streit und Trennung meistern: Alltagshilfe, Rat und Konfliktlösung“. Die Onlineplattform bündelt Informationen aus verschiedenen Fachbereichen.
Fair trennen – gemeinsam erziehen
An dem Kooperationsprojekt sind Experten und Expertinnen der LMU, des Deutschen Jugendinstituts und der Universitäten Göttingen und Ulm sowie der Universitätskliniken Heidelberg und Ulm beteiligt. Die Texte auf der Plattform geben Tipps zu Beziehungsproblemen in der Partnerschaft und beantworten rechtliche und finanzielle, psychologische und pädagogische Fragen rund um Trennung und Scheidung. Sie erklären, wie man sich fair trennt und gemeinsam erzieht, die eigenen Batterien auflädt und die Familie gut durch die Krise navigiert.
Die verbreitete Sorge, Kinder litten zwangsläufig ein Leben lang unter den Folgen einer Scheidung, zerstreuen die Experten mit wissenschaftlich fundierten Informationen. „Ein zentraler Befund unserer Forschung an der LMU ist, dass es für Kinder einen Riesenunterschied macht, wie die Eltern auseinandergehen“, so Professorin Sabine Walper. „Lang andauernde, destruktive Konflikte, bei denen die Eltern sich nur noch feindlich begegnen, sind für Kinder sehr belastend. Das gilt nicht nur in Trennungsfamilien, sondern auch, wenn die Eltern noch zusammen sind – und hier sind die Belastungen für die Kinder stellenweise sogar noch ausgeprägter.“
Eine praktische Checkliste
Informationen können dazu beitragen, Konflikte zu entschärfen. Viele Paare, so Walper, gehen allerdings zu spät in die Paarberatung, auch Trennungsberatungen werden zu selten in Anspruch genommen. Die niedrigschwellige Onlineplattform STARK ermöglicht es, Unterstützung zu holen, bevor eine Situation eskaliert. Zusätzlich finden Eltern Informationen, wie sie nach der Trennung fair miteinander umgehen können.
„Sich im Internet zu informieren, fällt oft leichter“, so Walper. „Den Eltern wollen wir schon vor einer Trennung helfen, die Problemsituation einzuschätzen, und Tipps und Orientierung bieten, wenn die Beziehung richtig schwierig wird.“ Paare in der Krise erfahren auf der Homepage, dass eine Trennung für Kinder oft weniger schlimm ist als andauernder Streit, tiefe Loyalitätskonflikte oder ein jahrelanger Rosenkrieg. Sorgerecht und Unterhalt, die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Betreuungsmodelle, aber auch die Kommunikationsmuster der Paare und Eltern sind Themen, die STARK behandelt. Eine praktische Checkliste führt durch alles, was im Trennungsfall geregelt werden muss: die Aufteilung der Haushaltsgegenstände genauso wie der Umgang mit gemeinsamen Konten und Verträgen oder der Antrag auf Zugewinnausgleich.
Erfahrungsberichte machen Mut
Das Besondere: Auch Kinder und Jugendliche von 11 bis 17 Jahren finden auf der Plattform Unterstützung. „Es ist uns wichtig, Kinder nicht nur indirekt über die Eltern zu stärken, sondern auch direkt“, sagt Walper.
Gezeigt werden zum Beispiel Erfahrungsberichte anderer, die Mut machen sollen, die schwierige Situation zu meistern. „Es geht vielen Jugendlichen wie dir“, heißt es etwa in einem Erklärvideo. „200.000 Kinder und Jugendliche sind jährlich von Trennung betroffen.”
Alltägliche Probleme, die Rechte von Kindern, aber auch, wie man mit unangenehmen Gefühlen und Gedanken umgeht, wird auf der Seite geklärt. Die User und Userinnen erfahren, warum sich Eltern streiten und trennen. Dass drei von vier Kindern nach der Trennung der Eltern unter einem Gefühlschaos leiden. Und wo man weitere Beratung und Unterstützung findet.
Außerordentlich erfolgreich
Die Rückmeldungen junger Leute auf die Seite sind, wie die STARK-Koordinatorin Dr. Monika Uemminghaus erklärt, sehr positiv. So lobten die Jugendlichen etwa die Website als „unglaublich hilfreich“. Eine Userin erklärt: „Ich würde die Website auf jeden Fall weiterempfehlen. Mir hat sie sehr weitergeholfen, und ich hab ein besseres Verständnis entwickelt. Ich habe mich auch einmal durch den Erwachsenenbereich geklickt und meinen Eltern empfohlen, sich die Website anzuschauen.“
Gestartet wurde das Projekt bereits kurz vor der Pandemie. In einer ersten Evaluierung erklärten 90 Prozent der befragten User, sie würden die Seite weiterempfehlen. „Das stimmt uns hoffnungsfroh“, sagt Uemminghaus.
Auch die Beratungsstellen nutzen die Plattform gern, so Uemminghaus, und binden die Informationen und Videos in die Beratung ein. „Manche Beratungen erübrigen sich sogar dank der Plattform, weil eine spezielle Frage schnell geklärt werden kann. So bleibt mehr Zeit für das, was besonders wichtig ist: die individuelle Beratung.“
goe
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