Kulturelles Engagement von Medizinstudierenden

Ausgleich zum anstrengenden Alltag

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Die Mitglieder des Medizinerchors und -orchesters.

Anspruchsvolle Vorlesungen und Kurse, zeitintensive Praktika und jede Menge Lernstoff: Ein Medizinstudium ist nicht nur lang, es steckt auch voller Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, runterzukommen. Viele künftige Ärzte und Ärztinnen haben das Singen und Musizieren im renommierten Medizinerchor und -orchester der LMU für sich entdeckt, andere spielen gern Theater. Die Proben und Aufführungen kosten zwar auch Zeit und Disziplin, sind aber der perfekte Ausgleich im anstrengenden Alltag.

„Ein toller Zusammenhalt“

Gemeinschaft, Spaß und ganz viel Energie: Gerade während eines anstrengenden Studiums ist Singen ein perfekter Ausgleich, zum Beispiel im Medizinerchor der LMU. Hier wurden nicht nur Freundschaften, sondern sogar Ehen geschlossen.

„Auch wenn das Studium stressig ist: Man muss sich einfach Zeit zum Singen nehmen“, sagt Agnes Feneberg. Seit drei Jahren singt sie im Medizinerchor von LMU und Technischer Universität. Immer donnerstagabends wird geprobt. Anschließend ziehen Sänger und Sängerinnen auf ein „schnelles Helles“ ins Café am Wiener Platz. „Die Gemeinschaft steht beim Singen im Mittelpunkt. Das ist eine tolle Abwechslung und bringt viel Energie“, sagt Feneberg.

Jonathan Schock sieht das ähnlich. Der Physiker stieß 2010 durch einen Mitbewohner auf den Medizinerchor, seit sechs Jahren ist er nun schon im Vorstand. „Für mich ist der Chor ein guter Ausgleich. Man hat einen Abend in der Woche, an dem man etwas ganz anderes macht und total nette, tolle Leute trifft.“

Singen für den FCB

Gegründet wurde der Chor vor fast zwanzig Jahren, um eine Gedenkfeier für Körperspender musikalisch zu begleiten. Inzwischen bringen Chor und Orchester der Mediziner, die einem gemeinsamen Verein angehören, einzeln, aber auch immer wieder zusammen Stücke zur Aufführung – mal im Klinikum rechts der Isar vor 300, mal in der großen Aula der LMU vor bis zu 900 Gästen. Hinzu kommen einige reine Chorveranstaltungen im Jahr. Sogar auf dem Rasen der Allianz Arena hat man schon gesungen, bei der Weihnachtsfeier des FC Bayern München.
Etwa zwei Drittel der Sänger und Sängerinnen sind Medizinstudierende der LMU, die anderen kommen vom Klinikum rechts der Isar, einige auch aus anderen Fachrichtungen. Bis zu 120 Sänger und Sängerinnen gehören dem Chor an, über achtzig singen bei den Konzerten mit. Die schiere Größe des Chors ist außergewöhnlich. Und das Niveau ist hoch. Die regelmäßigen Benefizkonzerte spornen die Sänger und Sängerinnen an. Und die Probenwochenenden in Bayern und Chorreisen ins Ausland, wo mit den örtlichen Medizinerchören gemeinsam gesungen wird, sind ein echtes Highlight.

Die hohe Fluktuation allerdings bleibt eine besondere Herausforderung. „Man hat kein homogenes Ensemble, mit dem man lange arbeiten kann, sondern fängt zu jedem Semesterstart von vorn an“, so Jonathan Schock.

Fast zehn Jahre lang hat die Sängerin Anna Ziegelmeir den Chor zusammengehalten. „Das ist ein sehr großer Chor voller motivierter, engagierter, cleverer junger Menschen, in dem musikalisch und allgemein wahnsinnig viel möglich war“, sagt die ehemalige Chorleiterin.

Gemeinsam ein Instrument werden

Im Winter hat die 23-jährige Jasmin Binde von der Hochschule für Musik und Theater den Taktstock übernommen. „Der tolle Zusammenhalt ist auch fürs Singen total schön“, sagt sie, „denn in einem Chor geht es ja darum, gemeinsam für einen Moment zum Instrument zu werden.“ Besonders beeindruckend sei, wie schnell die Sängerinnen und Sänger Neues umsetzen – eine Fähigkeit, die auch in Studium und Job wichtig ist. Binde will weiterhin auf einen homogenen Chorklang hinarbeiten und viele Konzerte zusammen mit dem Orchester veranstalten. Eine Chorreise nach Prag im Sommer ist bereits geplant.

Der Chor hat den Wechsel seiner Leitung gut überstanden. Auch im Orgateam des Chors übernehmen gerade jüngere Studierende die Verantwortung, Agnes Feneberg etwa. Ob sie auch in ihrem künftigen Job vom Singen profitiert? „Bestimmt! Es ist ja auch in der Medizin wichtig, eine gute Stimme zu haben und Selbstbewusstsein auszustrahlen.“

Jonathan Schock hat für die Zukunft des Chors einen Wunsch: „Dass er so bleibt, wie er ist.“ Er hat im Medizinerchor nicht nur viele Freundschaften geschlossen, sondern auch seine Partnerin fürs Leben gefunden. Und damit ist er, wie man hört, durchaus nicht allein…


• goe

www.fachschaft-medizin.de/mediziner-chor-orchester

Medizinertheater an der LMU

„Ein echtes Abenteuer“

Das Medizinertheater in Aktion.

Kilian Berger liebt das Rollenspiel. Seit dem dritten Semester macht er im Medizinertheater der LMU mit. Er sieht darin eine Gelegenheit, sich auszutoben und wieder Kraft zu tanken für sein anspruchsvolles Studium.

Trotz Studium die eigenen Hobbys zu verfolgen: Das ist anstrengend, schenkt aber letztlich ganz viel Kraft, findet Berger. Im Medizinertheater hat er nicht nur Menschen kennengelernt, die ihm ans Herz gewachsen sind. Er hat auch geübt, auf seine Körpersprache und Präsenz zu achten. „Das ist nicht zuletzt im Patientengespräch relevant.“

Einmal wöchentlich trifft sich die Theatergruppe, eine Aufführung pro Jahr ist geplant. Kilian Berger hat schon in zwei Stücken mit­gespielt, im Idealfall nehmen rund 15 Leute an den Proben teil. Die Corona-Jahre sitzen der Gruppe allerdings noch in den Knochen. Im Moment ist unklar, ob das Medizinertheater auch in den nächsten Semestern aktiv sein wird.

Denn es ist gar nicht so einfach, eine Theatergruppe am Laufen zu halten. „Es hängt sehr am Engagement einzelner Personen“, sagt Kilian Berger. Gesucht sind vor allem Leute, die Zeit, Lust und das Selbstvertrauen haben, ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen Woche für Woche mitzuziehen. Berger hofft, dass sich im Sommersemester jemand findet, der Theater spielen und die Leitung in die Hand nehmen will, vielleicht in einer Doppelspitze.

Aufs Theaterspielen möchte er nicht verzichten. Für ihn hat es einen ausgleichenden Effekt, nach den Klausuren auf dem Boden des Hörsaals zu liegen und dem eigenen Atem zuzuhören. „Man kommt runter. Bei einem doch sehr verkopften, anstrengenden Studium hat das etwas Kathartisches.“ Und eine Rolle zu verkörpern: Das sei doch „ein tolles Abenteuer!“.


• goe

www.fachschaft-medizin.de/medizinertheater

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