Johannes Hübner, Professor und Leiter der Abteilung Pädiatrische Infektiologie; Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums: „Infektionen durch resistente Erreger verursachen weltweit fast fünf Millionen Todesfälle jährlich, wahrscheinlich rund 1,3 Millionen davon sind direkt auf die antimikrobiellen Resistenzen zurückzuführen. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 45.700 Todesfälle durch resistente Bakterien registriert, 9.650 dieser Todesfälle waren direkt mit Antibiotika-Resistenzen assoziiert. Ein postantibiotisches Zeitalter, in dem häufige Infektionen und banale Verletzungen zum Tode führen können, ist keine apokalyptische Fantasie, weshalb die WHO antimikrobielle Resistenzen (AMR) als eine der zehn größten aktuellen globalen Gesundheitsgefahren der nächsten Dekade betrachtet. Besonders betroffen sind kleine Kinder: Ein Fünftel der Todesfälle durch Resistenzen betrifft Kinder im Alter unter fünf Jahren, wobei gerade Kinder besonders häufig mit Antibiotika behandelt werden. Jedem zweiten Kind im Alter von drei bis sechs Jahren wird jährlich mindestens einmal ein Antibiotikum verschrieben, während nur jeder dritte Erwachsene einmal pro Jahr antibiotisch behandelt wird. Dieser häufige und oft unkritische Einsatz von Antibiotika ist hauptsächlich für die rapide Zunahme resistenter Erreger verantwortlich. Zur Eindämmung dieser Resistenzentwicklung ist ein umsichtiger Einsatz von Antibiotika essenziell. Hierbei sind Expertisen aus der Infektiologie und die Umsetzung von Antibiotic Stewardship (ABS)-Programmen entscheidend, um den rationalen Einsatz antimikrobieller Substanzen zu fördern und damit weitere Resistenzentwicklungen zu verhindern.“
Lesen Sie im nächsten Magazin ein ausführliches Gespräch zur Bekämpfung resistenter Erreger.
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